Wenn man mit dem Bus oder Camper eine Insel bereisen möchte, führt der Weg meist nicht an der Nutzung einer Fähre vorbei. Diese bietet einige Vorteile, hat aber auch ihre Schattenseiten. Ich möchte dir meine Erfahrungen mit Fähren teilen. Obwohl ich nur zwei Reisen mit unterschiedlichen Anbietern gemacht habe, denke ich, dass dieser Bericht trotzdem einen guten Überblick bietet.
Fangen wir gleich mit einem negativen Punkt an. Fähren haben einen eher negativen Ruf, wenn es um ihre Umweltbilanz geht. Grundsätzlich kann man sagen, hängt die Umweltbilanz einer Fähre von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Auslastung des Schiffs. Fähranbieter sind zunehmend bestrebt, ihre CO₂-Bilanz zu verbessern und umweltfreundlicher zu werden. Dies erreichen sie mit verschiedenen Massnahmen.
Kommen wir aber zu den Vorteilen. Für mich ist der grösste Vorteil die Zeitersparnis und der Erholungsfaktor. Ein Beispiel: Die Strecke von Genua nach Sizilien dauert mit der Fähre etwa 20,5 Stunden. Hinzu kommen noch einige Stunden für das Boarding und Ausschiffen. Insgesamt verbringt man also fast einen ganzen Tag auf See, den man zur Entspannung nutzen kann.
Den grössten Teil der Strecke kann auch über den Landweg zurück gelegt werden. Die Fahrt von Genua nach Villa San Giovanni dauert rund 11 Stunden, und die Fähre von Villa San Giovanni nach Messina benötigt nur 20 Minuten. Da ich keine 11 Stunden am Stück fahren kann, würde mich die Anreise 2-3 Tage kosten, abhängig davon wie der Verkehr ist. In diesem Fall kann die Fähre also auch eine Frage der Zeit sein.
Ein direkter Kostenvergleich zwischen Fähre und Auto herzustellen ist schwierig, da viele Faktoren eine Rolle spielen:
Viele Bewertungen auf Plattformen wie Tripadvisor zeigen, dass Fähren in Bezug auf Service und Ausstattung generell schlecht abschneiden. Und ja, meine Meinung: Fähren sind keine Kreuzfahrtschiffe. Ihr Hauptzweck ist es, Menschen und Autos zu transportieren, nicht, einen luxuriösen Aufenthalt zu bieten – auch wenn, so schlecht wie es in vielen Bewertungen steht, fand ich es bis jetzt nie.
Das Essen im Selfservice-Bereich ist meist einfaches Kantinenessen. In den Restaurants kann man mit etwas Besserem rechnen, aber Haute-Cuisine darf man auch da nicht erwarten. Die Kabinen sind zweckmässig und werden häufig nur schnell gereinigt, was bedeutet, dass man unter Umständen noch Abfall vom Vorgänger oder anderes, wie z.B. den Ball eines Hundes unter dem Bett findet. Je nach Fähranbieter gibt es verschiedene Aufenthaltsbereiche, allenfalls auch ein Spielbereich für die Kinder, welche dann doch etwas Kreuzfahrtfeeling aufkommen lassen.
Fähren sind oft schon ältere Schiffe und das sieht man ihnen und der Einrichtung an.
Eine gute Vorbereitung kann den Aufenthalt auf der Fähre erheblich angenehmer machen. Hier sind einige Tipps:
Ein Vorteil beim Reisen mit dem Bus ist die Möglichkeit, die Reise spontan an das Wetter anzupassen. Bei Fähren ist das anders: Man sollte die Tickets im Voraus buchen, was die Flexibilität einschränkt. Schlechtes Wetter oder starker Wind können die Überfahrt unangenehm machen. Auf unserer Reise nach Sizilien wurden Orkanböen gemeldet, und die Fähre wurde deswegen um zwei Stunden verschoben. Kurzzeitig überlegte ich mir, wie sicher die Überfahrt wird. Auf der Fähre selbst war es weniger schlimm als befürchtet – der Wind war spürbar, aber nicht so dramatisch wie erwartet. Auf der Rückreise war kein schlechtes Wetter gemeldet, aber es hatte tagsüber plötzlich ordentlich Wellengang und so einige Kinder und Erwachsene kämpften gegen Übelkeit. Auch uns wurde es beim Anblick der k* Kinder übel.
Blick auf den Horizont richten: Fixiere den Horizont oder einen festen Punkt am Land. Dies hilft deinem Gehirn das Gleichgewicht zu halten. Vermeide den Blickkontakt mit den Wellen.
Langsame, gleichmäßige Bewegungen: Vermeide hektische Bewegungen und versuche, dich ruhig und langsam zu bewegen. Weniger abruptes Bewegen hilft, den Gleichgewichtssinn zu beruhigen.
Ingwer: Ingwer hat sich als natürlicher Helfer gegen Übelkeit bewährt. Du kannst Ingwer in Form von Kapseln, Tee oder einfach als frische Wurzel zu dir nehmen.
Ausreichend Flüssigkeit trinken: Dehydrierung kann die Symptome der Seekrankheit verschärfen. Trinke regelmäßig Wasser, aber vermeide koffeinhaltige oder alkoholische Getränke, da diese dehydrierend wirken.
Leichte Mahlzeiten zu dir nehmen: Iss kleine, leichte Mahlzeiten, die den Magen nicht überlasten. Fettige, würzige oder schwere Kost solltest du vermeiden, da sie die Übelkeit verstärken können.
Medikamente gegen Seekrankheit: Medikamente gegen Übelkeit sind oft wirksam.
Komfortable Position einnehmen: Lege dich hin, wenn dir schwindelig wird. Ein kurzer Schlaf kann helfen. Versuche, ruhig zu bleiben und dich nicht von den Symptomen stressen zu lassen. Entspannungstechniken wie tiefes Atmen können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Vermeide Bildschirmnutzung: Der Blick auf ein Smartphone kann die Symptome der Seekrankheit verstärken, da das Auge eine andere Bewegung wahrnimmt als der Körper.
Für Hundebesitzer ist das Reisen mit der Fähre oft die bevorzugte Wahl, da der Hund problemlos mitreisen kann.
Dies ist der Grund, weshalb es auf Fähren oft viele Hunde hat. So liest man auch Bewertungen auf Tripadvisor und Co, wie alles von den Hunden verdreckt ist. Und ja, dies kann allenfalls eintreffen.
Es gibt neben speziell buchbaren Kabinen auf teils Fähren eine Pet-Area, welche speziell für die Hunde vorgesehen ist. Auf der Fähre nach Sardinien hatte es auf dem Deck eine Eisenwanne mit paar grossen Steinen drin. Besser als nichts aber auch ein solches Konstrukt ist nicht gerade die Wunschtoilette jedes Hundes. Eine solche Pet-Area war jedoch nicht auf jeder unserer Reisen vorhanden. Und so sucht jeder Hundebesitzer den passenden Lösungsplatz für seinen Hund; oder der Hund sucht ihn sich selbst.
Lange Wartezeiten beim Boarding oder sehr schlechte Wetterverhältnisse führen manchmal dazu, dass Hunde sich in unangemessenen Bereichen lösen, was die Fähre für andere Passagiere unappetitlich macht. Jedoch gibt es auch Bereiche, an welchen Hunde keinen Zugang haben.